Windpark Ulrichstein | BWE e.V.

Windpark Ulrichstein - Erster kommunaler Bürgerwindpark Deutschlands

Windenergie bringt Aufschwung in den Vogelsberg. „Wir konnten in allen zentralen Bereichen Investitionen tätigen“.
Ein Gespräch mit Edwin Schneider, von 2011-2023 Bürgermeister der Stadt Ulrichstein

Der Vogelsberg ist ein herrliches Wandergebiet: Sanfte Hügel wechseln sich ab mit sattgrünen Tälern, die Ausblicke sind fantastisch. Wir sind auf dem Weg zu Hessens höchstgelegener Stadt: Ulrichstein, 614 Meter über N.N. Wer hier wohnt ist heimatverbunden. Und stolz darauf. Das war nicht immer so. In den Neunzigern zogen viele nach Frankfurt, die Gemeinde hatte mit erheblichen Schulden zu kämpfen. Doch dann kam die Windenergie „ins Dorf“ und verhalf der Gemeinde zu Aufschwung.

Der Windpark Ulrichstein war 1995 der erste kommunale Bürgerwindpark Deutschlands. Wie war damals die Stimmung gegenüber der Windenergie?
Mein Vorgänger Erwin Horst war ein weitsichtiger Mann, er hat die Ulrichsteiner Bürger*innen rechtzeitig
in die Planung der Windparks eingebunden. Jeder konnte sich über das Projektvorhaben informieren und daran beteiligen. Daher war die Akzeptanz in unserer Gemeinde sehr hoch. Allen war klar: Die Einnahmen aus den Windenergieanlagen (WEA) drücken die Schuldenlast langfristig.

2018 litt Ulrichstein unter massiver Trockenheit, Wasser wurde ein teures Gut. Was war da los?
Seinerzeit mussten wir täglich über sechs Monate hinweg 60 Kubikmeter Wasser mit Tanklastern nach Ulrichstein transportieren lassen. Kostenpunkt 60.000 Euro. Wir wussten: So kann es nicht weitergehen. Also errichteten wir einen Brunnen. Dafür mussten wir 200 Meter in die Tiefe bohren. Kostenpunkt: eine Million Euro, für rund 1.000 Einwohner (Kernstadt, Anm. d. Red.). Der Brunnen ist eine riesige Entlastung und kann den Wassermangel hoffentlich langfristig beheben – leider bezieht das Rhein-Main-Gebiet über ein Drittel seines Trinkwasserverbrauchs aus dem Vogelsberg. Ohne die Einnahmen aus den Windparks hätten wir das „Wasserproblem“ finanziell nicht stemmen können.

Hat es die Akzeptanz für Windkraft gestärkt?
Proteste, wie wir sie noch vor sieben Jahren hatten, sind definitiv abgeflacht. Fest steht: Defizite, die aufgrund hoher Wasser- und Abwassergebühren entstehen, können wir mittels Erträge aus Windstrom gut ausgleichen. Das haben die Menschen hier begriffen.

Wie ist die finanzielle Situation derzeit?
Zum Glück verfügen wir über einen der besten Windstandorte Hessens. Im Binnenland gibt es keinen besseren Standort als das Ulrichsteiner Kreuz. Mein Vorgänger legte fest: Betreiber sollen möglichst ihren Sitz in Ulrichstein haben, damit Gewerbesteuereinnahmen am Standort bleiben. Unsere Gemeinde selbst hat 14 WEA betrieben. Die daraus generierten jährlichen Erträge beliefen sich auf rund 500.000 Euro. 2020 waren es mit weiteren Pacht- und Steuereinahmen sogar etwas über eine Million. Trotz Verkauf der Anlagen Ende 2021 (zugunsten Repowering), sind die Erträge auf einem hohen Level geblieben.

 

Wo profitierte die Gemeinde von der Windenergie, nennen Sie uns konkrete Projekte
Wir konnten in allen zentralen Bereichen Investitionen tätigen: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Kultur, Natur sowie medizinische Versorgung. D.h.: Wir kauften ein Haus, bauten es aufwändig um – eigens für die Ansiedlung von Hausärzten – da wir jahrelang mit nur einem niedergelassenen Arzt auskommen mussten. Zudem errichteten wir ein in seiner Art einmaliges Naturbadebiotop, sanierten neun Dorfgemeinschaftshäuser, bauten einen Brunnen sowie ein Bürgerhaus, u.v.m.: Alles finanziert mit den Einnahmen aus den Windparks!

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