Bislang wurden in Niedersachsen viele Flächen, die höchstwahrscheinlich problemlos für den Bau von Windkraftanlagen genutzt werden könnten, durch die pauschale Anwendung eines 15-Kilometerradius rund um die sogenannten Drehfunkfeuer gar nicht erst in Betracht gezogen. Doch die neue Berechnungsformel könnte dem Ausbau Auftrieb verleihen: Möglicherweise lassen sich allein im Bereich des DVOR-Drehfunkfeuers Leine bei Sarstedt/Hildesheim bis zu 100 Anlagen mit einer Leistung von 460 Megawatt realisieren.
Bärbel Heidebroek, Vizepräsidentin des BWE Bundesverband WindEnergie und Mitglied des BWE-Landesvorstandes Niedersachsen/Bremen, begrüßt das neue Verfahren: „Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die Berechnungsgrundlagen für einen Zubau an Windenergieanlagen sorgen, wäre das ein echter Fortschritt. Zu viele Projekte wurden in der Vergangenheit aufgrund überzogener Forderungen blockiert. Natürlich geht die Sicherheit im Luftverkehr vor – wenn sich künftig aber schlüssig belegen lässt, dass keine Signalstörungen zu erwarten sind, sollten klimaschutzrelevante Projekte zügig realisiert werden.“
Die PTB setzt ihre Untersuchungen an konventionellen Drehfunkfeuern (CVOR) fort, um eine verbesserte Berechnungsformel zu entwickeln. Würde der Radius um VOR-Drehfunkfeuer ebenfalls reduziert, kämen im Bereich des VOR-Drehfunkfeuers bei Nienburg Idealerweise bis zu 101 weitere Anlagen mit einer Leistung von 471 MW hinzu.
Hintergrund:
In dem Projekt WERAN plus haben die PTB und ihre Projektpartner untersucht, welche Auswirkungen der Bau von Wind-energieanlagen auf sogenannte Doppler-Drehfunkfeuer (DVOR) haben. Drehfunkfeuer dienen der Positionsbestimmung von Flugzeugen. Ihnen kommt eine besondere Bedeutung für den Landeanflug von Flugzeugen zu. In dem WERAN-Projekt werden bestehende Windkraftanlagen per Drohne aus der Luft angeflogen, um die Wechselwirkung mit den Drehfunkfeuern zu überprüfen.
Für DVOR-Drehfunkfeuer wird die Berechnungsformel laut WERAN-Projekt voraussichtlich im Anfang 2021 zur Verfügung stehen. Europäische Nachbarstaaten wie beispielweise Belgien erlauben den Zubau von Windenergieanlagen bis zu einem Radius von 7 Kilometern zu Drehfunkfeuern.
Kontakt:
Lars Günsel, Pressesprecher
Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen|Bremen e.V.
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