Raimund Kamm gab als Landesvorsitzender des BWE in Bayern zu Beginn einen Einblick auf die zu erwartenden Änderungen im EEG, die für die Windkraft in Bayern nicht gut sind. Auch ist der Windkraftausbau in Bayern aufgrund der 10H-Regelung stark eingebrochen. Dass die 10H-Regelung laut Staatsregierung zwar keine Verhinderungs- sondern eine Ermöglichungsregelung im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung darstellen soll, ist insofern wenig hilfreich, da die Bevölkerung und deren Kommunalvertreter das oftmals nicht wissen. Zudem teilen breite Teile der Bevölkerung immer noch die Ansicht, dass die Windenergie auch speziell in Niederbayern unwirtschaftlich sei oder dass Schall, Infraschall oder Schatten sie belästigen würden. Diese Faktoren sorgen für einen Rückgang der neu installierten Windkraftleistung in Bayern von 410 MW (2014) auf unter 50 MW (2018) und damit nahezu für einen Stillstand. Deshalb wollen die Windkraftbetreiber in Niederbayern im Jahr 2019 mit einer Aktion ‚Willkommen im Windrad‘ mehr Bürgern, Politikern und Medien die Stromerzeugung in Windrädern zeigen.
In Kombination mit der preiswerten Photovoltaik, die tagsüber und hauptsächlich in den Sommermonaten Strom liefert sowie mit Biogas, Wasserkraft, Speichern und einer Systemintelligenz, kann die Windkraft die regionale Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien gewährleisten. Moderne Windräder können auch in Niederbayern verbrauchsnahen Strom für etwa 7 Cent je Kilowattstunde liefern und gerade in der Nacht sowie im Winterhalbjahr einen regionalen Energiemix optimal ergänzen. Regionen, in denen dieser Energiemix nicht ausgewogen ist, werden zukünftig mit höheren Strompreisen rechnen müssen, da ihre Versorgung über weite Strecken und mit einem hohen Ausgleichsaufwand stattfinden muss.
Im Anschluss an eine intensive Diskussion über die Energiepolitik in Bayern und Deutschland stand die Wahl der Vorstandschaft sowie der Delegierten für die Bundesversammlung auf der Tagesordnung. Nachdem Helmut Aiwanger aus Essenbach eine Verjüngung der Vorstandschaft anregte, wurde Andreas Engl aus Bodenkirchen zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der weitere Vorstand wird ergänzt durch Joseph Heigl und Stephan Schinko. Als Delegierte wurden Bernhard Haslbeck und Helmut Aiwanger bestimmt.
Andreas Engl ist bereits Vorstandsvorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG und beschäftigt sich in dieser Funktion intensiv mit dem Auslaufen der EEG-Vergütung und der Entwicklung von anschließenden Vermarktungsmodellen. Die sogenannte „Post-EEG-Vermarktung“ wird auch für zahlreiche Windräder in Niederbayern relevant, wenn ab 2021 die ersten EEG-Vergütungen auslaufen. Als neuer Vorsitzender im niederbayerischen Windenergieverband stellte Engl abschließend fest, dass „Energie und Daten die zukünftigen Währungen seien und die Energiewende darum auch für die ländlichen Regionen so wichtig ist. Sie muss die Marktreife erreichen und in Bürgerhand umgesetzt werden, dann kann sie auf eine breite Akzeptanz stoßen und das atomare und fossile Energiezeitalter ablösen.“
Foto: v.l.n.r. Der neue Vorsitzende Andreas Eng neben seinem Vorgänger Helmut Aiwanger, Bernhard Haslbeck, Josef Heigl und dem Landesvorsitzenden Raimund Kamm