Mit insgesamt null Anträgen auf eine Genehmigung für den Bau einer Windenergieanlage bildet Bayern das eindeutige Schlusslicht in Deutschland. Nur die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen sowie das Saarland haben ebenfalls null Genehmigungen zu verzeichnen. Doch im Gegensatz zu diesen Regionen ist Bayern ein Flächenstaat – das größte Bundesland in Deutschland. Hier könnten Windenergieanlagen gebaut werden. Dafür müsste die Staatsregierung sich endlich trauen, ihren Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen, und sich von der bundesweit einmaligen und in ihrem Ausmaß unverhältnismäßigen 10H-Regelung verabschieden.
Nicht nur die Zahl der Genehmigungen, sondern auch der tatsächliche Bau von Windenergieanlagen ist deutschlandweit ins Stocken geraten. Die Zahlen zeigen mit 178 Anlagen bzw. 591 MW zwar wieder einen leichten Aufwärtstrend, doch die Talsohle ist noch nicht durchschritten. Die fünf Anlagen, die im ersten Halbjahr in Bayern errichtet wurden, beruhen auf Genehmigungen, die bereits vor 10H erteilt wurden.
Im bundesweiten Vergleich zeigt sich deutlich, dass der Windenergieausbau in Bayern zu langsam voranschreitet. Und ohne Genehmigungen wird sich die Lage noch zuspitzen. Denn die ersten Anlagen im Freistaat erreichen ihren 20. Geburtstag und könnten zurückgebaut werden, so dass in den kommenden Jahren ein negativer Zuwachs in Bayern droht. Repowering-Strategien für diese älteren Anlagen, die aus der EEG-Vergütung fallen, müssen mit den gesellschaftlichen Zielen zur Energiewende und den betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten der Hersteller, Betreiber und Investoren in Einklang gebracht werden.
Die Genehmigungshürden müssen sowohl auf Bundes- wie auch Landesebene dringend abgebaut und die Länder verpflichtet werden, Flächen für die Energiewende mit Windenergie zu schaffen. „Nur dann lassen sich die Erneuerbaren Energien-Ausbau- und Klimaschutzziele erreichen. Wer jetzt Hürden abbaut und konsequent handelt, stützt die wirtschaftliche Erholung nach der COVID-19 Pandemie. Es braucht jetzt Entschlossenheit. Die Energiewende gelingt nur mit großen Schritten nach vorn“, so Herrmann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie.
Als starker Wirtschafts- und Industriestandort braucht gerade Bayern eine zukunftsfähige und günstige Energieversorgung mit Windenergie. Auch mit Blick auf die Wasserstoffstrategien von Bund und Ländern müssen die Kapazitäten bei den Erneuerbaren Energien zwingend ausgebaut werden.