Welchen Einfluss Windenergieanlagen auf den Auerhuhn-Bestand im Schwarzwald haben, darüber wird kontrovers diskutiert. Eine langjährige Untersuchung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) liefert zu diesem Streit nun Fakten. Das Vorhaben hat keine Auswirkung von Windenergieanlagen auf die Dichte der Auerhuhn-Nachweise pro Gebiet festgestellt. Die Nachweisdichte innerhalb von Gebieten mit Windenergieanlagen unterschied sich kaum von Referenzgebieten ohne die erneuerbaren Energieanlagen. Zudem konnte kein Effekt auf die Reproduktion oder auf Stresshormone von Auerhühnern gefunden werden. So steht es im Anfang März 2020 veröffentlichten Abschlussbericht. „Die Ergebnisse zeigen: Beides ist möglich, Windenergie im Schwarzwald und der Schutz des Auerhuhns“, sagt Sandra Majer, Leiterin der Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg des Bundesverbands WindEnergie. Das Auerhuhn sei daher kein Hindernis beim Windenergieausbau im Südwesten.
Das Auerhuhn im Schwarzwald ist in seinem Bestand bedroht. Einer der Hauptgründe ist die Veränderung in der Forstwirtschaft. Zu Zeiten, als es sich um einen durch Beweidung geprägten und sehr lichten Wald handelte, lebten im Schwarzwald rund 3.800 Auerhühner. Heute stehen die Bäume sehr viel dichter, der Auerhuhn-Bestand liegt aktuell bei 137. Viele andere negative Effekte wie mehr Verkehr, mehr Tourismus, mehr Störung durch menschliche Siedlungen, Infrastruktur oder Verkehr kommen hinzu. Verstärkt wird die Situation durch die Folgen des Klimawandels: Auerwild braucht vor allem kalte und schneereiche Winter, die mit zunehmender Erderwärmung im Schwarzwald seltener werden.
Maßnahmen zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen sind daher zwingend erforderlich, etwa durch Windenergieanlagen. Sie leisten durch die effiziente und emissionsarme Bereitstellung von Energie einen bedeutenden Beitrag zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Die bei der Errichtung entstandenen Eingriffe werden kompensiert und konkrete Artenschutzmaßnahmen getroffen. Das stärkt Arten wie das Auerhuhn und wertet deren Lebensräume auf.
Nutzung der Windenergie und der Schutz des Auerhuhns sind im Einklang möglich
Der von der FVA veröffentlichte Abschlussbericht des Projektes zeigt, dass die Nutzung der Windenergie und der Schutz des Auerhuhns im Einklang möglich sind. „Die Ergebnisse der Untersuchung sind ermutigend“, sagt Erhard Schulz, stellvertretender Vorsitzender des BWE-Landesverbandes Baden-Württemberg. „Vor Ort wurde weder eine negative Auswirkung auf die Gebietsnutzung und die Reproduktion noch eine Stresshormonerhöhung festgestellt.“ Die Nachweisdichte nahm zwar im Nahbereich von Windenergieanlagen ab, aber die Flächen in der Nähe wurden dennoch weiterhin von den Auerhühnern genutzt.
Die Untersuchung, in die auch Forschungsergebnisse aus Österreich und Schweden einflossen, verdeutlicht: Das Auerhuhn ist in Europa nicht vom Aussterben bedroht. In Skandinavien zählt das Auerhuhn sogar zum jagdbaren Wild. Die Gesamtpopulation ist europaweit nicht gefährdet, die Überlebensfähigkeit der Art gesichert. Die Gefährdung der Auerhuhn-Population beschränkt sich auf die Vorkommen der Art in den Randlagen der Lebensräume wie dem Schwarzwald.
Die Verantwortung liegt nun beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, die Bedürfnisse des Artenschutzes zum Erhalt der Auerhuhn-Population im Schwarzwald zu erkennen und zu handeln. Die maßgebliche Beeinflussung durch die forstliche Bewirtschaftung und damit die forstliche Veränderung des Auerhuhn-Lebensraums ist näher zu beleuchten und entsprechend abzumildern. Darüber hinaus sollten die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels ernst genommen werden, nicht nur die auf das Auerhuhn. Mehr Windenergie, auch im Schwarzwald, sei daher erforderlich, fordert Sandra Majer.
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