Repowering - Mehr Leistung auf weniger Fläche
Repowering: Das ist der Austausch von alten Windenergieanlagen (WEA) durch neuere und leistungsstärkere Modelle. Repowering-Vorhaben sorgen nicht nur dafür, dass die Windenergie-Produktion in Deutschland mit dem rasanten technischen Fortschritt in der Anlagenherstellung Schritt hält. Die Installation der neuen Anlagen bringt viele Vorteile mit sich – mehr grünen Strom, mehr Arten- und Immissionsschutz und eine effizientere Flächennutzung.
Windenergie ist die leistungsstärkste Technologie unter den Erneuerbaren Energien und damit unverzichtbar für die Transformation hin zu einer dekarbonisierten Gesellschaft. Von dem klimaschonenden „Wind-Strom“ wird in Deutschland zukünftig noch mehr gebraucht: Laut einer Prognose der Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland wird sich der Strombedarf hierzulande bis 2045 verdoppeln.Repowering ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur 100%ig grünen Stromversorgung.
Warum braucht es Repowering?
Im Jahr 2000 trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft, das die Weichen für den Ausbau der klimafreundlichen Energieinfrastruktur in Deutschland stellte. Im gleichen Jahr lag die durchschnittliche installierte Leistung einer On-Shore-Windenergieanlage erstmals über einem Megawatt (MW).Heute sind sehr viel leistungsstärkere Modelle verfügbar. Gebaut werden aktuell (2024) zumeist WEA mit einer Nennleistung von 5 MW, genehmigte Anlagen hingegen reichen bereits in die 7-MW-Klasse. Die alten Windräder abzubauen und durch neue zu ersetzen, ermöglicht zum einen den wirtschaftlichen Weiterbetrieb am gleichen Standort. Zum anderen kann die Stromproduktion erhöht werden – bei einer kleineren Anzahl an Anlagen auf der genutzten Fläche.
Warum macht Repowering die Stromproduktion effizienter?
Neue Anlagen sind höher und haben einen größeren Rotordurchmesser.In Kombination mit leistungsfähigeren Generatoren erhöht dies die Kapazität der WEA erheblich. Und auch die Ressource Wind schöpfen die neuen Modelle besser aus. Da der Wind in den Höhen gleichmäßiger und stärker weht, laufen größere Anlagen häufiger unter voller Ausnutzung ihrer Leistung. In der Konsequenz bedeutet dies: Wird an einem Standort ein Repowering durchgeführt, so kann die Anzahl der dort aufgestellten Anlagen reduziert und gleichzeitig mehr Strom ins Netz eingespeist werden. Eine Faustformel für Repowering-Projekte lautet hierbei, dass bei einer Halbierung der Anlagenzahl eine Verdopplung der Leistung und eine Verdreifachung des Stromertrags erzielt werden kann. Die vorhandene Fläche wird somit effektiver genutzt und es werden deutschlandweit in der Summe weniger WEA benötigt. Nicht zuletzt macht die Erneuerung von Windparks die Stromversorgung stabiler. Da die höheren Anlagen in ihrer Energieproduktion stetiger sind, erlauben sie verlässlichere Einspeiseprognosen und können besser für flexible Lastenausgleiche eingesetzt werden.
Warum ist Repowering gut für den Artenschutz?
Dass Repowering zu einer geringeren Anzahl an Anlagen führt, sorgt nicht nur für die Einsparung von Flächen. Auch der Artenschutz wird so unterstützt. Weniger WEA bedeuten gleichzeitig weniger Gefahrenquellen für Brutvögel und Fledermäuse, die mit den Rotorblättern kollidieren können. Zusätzlich reduziert wird das Risiko eines Zusammenstoßes durch die Bauweise der neuen Anlagen. Die unteren Rotorblattspitzen moderner Anlagen liegen inzwischen deutlich oberhalb der Flugrouten der meisten Vogel- und Fledermausarten. All dies sind gewichtige Argumente, die aus artenschutzfachlicher Sicht für Repowering-Vorhaben sprechen. Darüber hinaus leistet die Installation von leistungsstärkeren Anlagen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, insofern Klima- und Naturschutz Hand in Hand gehen.
Warum profitieren Anwohnende und Kommunen vom Repowering?
Repowering ist Immissionsschutz: Moderne Windenergieanlagen sind leiser als ihre „Vorgänger-Modelle“ und dank des größeren Rotorumfangs wirken ihre Drehbewegungen ruhiger. Die Reduzierung der Anlagen kann außerdem das Landschaftsbild entzerren. Ebenfalls positiv: Beim Repowering entfällt die Flächenakquise, stattdessen wird ein bewährter Standort mit bereits vorhandenen Zuwegungen und Netzanschlüssen genutzt. Dies bedeutet, dass die notwendigen Baumaßnahmen geringer ausfallen können als beim Neubau, und den Anwohnenden der Blick auf „ihre“ WEA bereits bekannt ist. Kommunen wiederum profitieren von höheren Einnahmen, die mit den gesteigerten Ertragsmengen einhergehen, etwa durch die Zahlungen nach § 6 EEG sowie durch die Gewerbesteuer.
Wie die neusten Daten zur Entwicklung der On-Shore-Windenergie in Deutschland zeigen, gewinnt Repowering erwartungsgemäß immer mehr an Bedeutung. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits 29% der neuen Anlagen im Zuge eines Repowering-Projekts installiert. Auch die Verfügbarkeit von leistungsstärkeren WEA schlägt sich in den Zahlen nieder. Obwohl 2024 in der ersten Jahreshälfte bundesweit etwas mehr Anlagen rück- als zugebaut wurden (Differenz von 27 WEA), gab es einen Netto-Zuwachs an installierter Leistung von 929 MW.Besonders eindrücklich ist dabei die langfristige Repowering-Bilanz: Von Januar 2023 bis Juni 2024 wuchs die Anzahl der Windenergieanlagen bundesweit um 1%, die installierte Leistung hingegen um 6,8%.
Die Zahlen machen greifbar, dass die Stromerzeugung mittels Windes technologisch weiter voranschreitet. Diese Potenziale gilt es zu nutzen – zum Vorteil aller.