Das erneuerbare Zeitalter ist jetzt
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben die Jahresauswertung zur Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2020 vorgelegt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, liegt demnach erstmals bei mehr als 50 Prozent: er hat sich von 46 Prozent auf 50,5 Prozent erhöht. Die Windenergie war mit einem Anteil von 27 Prozent an der Stromerzeugung wieder die wichtigste Energiequelle. Solar- und Windenergie übertrafen mit 183 TWh erstmals die Summe aller fossilen Energiequellen (178 TWh).
Das Klima der Erde befindet sich durch natürliche, meteorologische Faktoren im permanenten Wandel. Doch die Geschwindigkeit, mit der dies in den letzten Jahren geschieht, hat auf unnatürliche Weise zugelegt. Durch den Abbau der Erdressourcen, die fortlaufende Entwaldung und vor allem den Ausstoß von Treibhausgasen hat die Menschheit zu einer beschleunigten Erderwärmung beigetragen ‒ mit dramatischen Folgen. Neben Energiesparmaßnahmen sind die Erneuerbaren Energien das wichtigste Mittel im Kampf gegen den Klimawandel: Allein 2020 wurden durch die Nutzung Erneuerbarer Energien 227 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen eingespart. Durch die Windenergie konnten 2020 etwa 101 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden. Doch zur Erreichung von Treibhausgasneutralität bis 2050 ist es noch ein langer Weg. Zwar ist der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, die Emissionen im Verkehrs- und Wärmesektor konnten seit 1990 jedoch kaum gesenkt werden. Um die von der EU angestrebten Ziele zur Treibhausgasreduktion um 55 Prozent bis 2030 zu erreichen, sollten zusätzliche Mengen Erneuerbarer Energie ausgeschrieben werden.
Die Windenergie ist von Bayern bis Schleswig-Holstein zu einem unverzichtbaren Arbeitgeber geworden. Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland hat sich zwischen 2006 und 2016 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2016 waren über alle Bundesländer verteilt rund 160.000 Menschen direkt oder indirekt in der Windbranche beschäftigt – darunter Ingenieure, Techniker, Mechaniker, Planer und Logistiker. Weltweit arbeiten sogar 1,16 Millionen Menschen im Bereich Windenergie. Doch die Politik hat eine große Verantwortung, dass diese Arbeitsplätze erhalten bleiben. Neue Beschäftigungszahlen des BMWi legen Nahe, dass in der Branche allein zwischen 2016 und 2017 rund 25.000 Arbeitsplätze weggefallen sind. Nachdem bereits im vergangenen Jahr verschiedene Unternehmen aus der Branche unpopuläre Maßnahmen zum Beschäftigtenabbau treffen mussten, setzt sich dieser Trend aufgrund des mittlerweile fast zum Erliegen gekommenen Ausbaus auch im Sommer 2019 fort. Hauptsächlich betroffen sind neben den Herstellern von Windenergieanlagen auch Zulieferunternehmen.
Im Bereich der Zulieferer wurden bereits tausende Stellen abgebaut. Der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) sieht die deutsche Energiepolitik als Grund für den aktuellen Stellenabbau in der deutschen Windenergiebranche. Dabei profitieren alle Bundesländer von der Energiewende und das sollte ein Antrieb für die Politik sein. Selbst jene Bundesländer, die einen deutlichen Nachholbedarf beim Zubau erneuerbarer Kapazitäten haben, sind im Bereich der Zulieferer aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektrotechnik und der IT-Industrie stark positioniert. Die Endfertigung der Anlagenhersteller erfolgt zwar überwiegend im Norden, die Zulieferindustrie hingegen verteilt sich bundesweit mit den Schwerpunkten Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Aber auch viele Unternehmen in Ostdeutschland sind wichtige Lieferanten für die Windindustrie. Aufgrund der positiven Wertschöpfungseffekte ist es umso wichtiger, dass die Industrie politisch verlässliche Rahmenbedingungen erhält. Beim zukünftigen Ausbau Erneuerbarer Energien sollte der Gesetzgeber daher durch ambitionierte Zielvorgaben Investitions- und Planungssicherheit ermöglichen.
Wie bei jedem anderen Bauprojekt wird beim Bau von Windenergieanlagen im Planungs- und Genehmigungsprozess sichergestellt, dass die Auswirkungen auf Naturschutz, Artenschutz und Landschaftsbild gering bleiben. Zusätzlich tragen Windparkplaner durch so genannte Ausgleichsmaßnahmen dazu bei, dass etwaige Folgeschäden für Natur und Umwelt minimiert oder gar vollständig kompensiert werden, z. B. durch Investitionen in Aufforstung oder das Schaffen von Nahrungshabitaten für Vogelarten. Die Flächen, auf denen Windenergieanlagen stehen, können weiter land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Zudem lassen sich die Anlagen nach Ablauf ihrer Betriebszeit ohne Folgeschäden abbauen und fast vollständig recyceln.
In industriellen Verfahren können Großteile der Anlagen wiederverwertet und etwa im Straßenbau oder in der Zementindustrie eingesetzt werden. Der Bundesverband WindEnergie spricht sich zudem für eine vollständige Entfernung der Fundamente aus. Moderne Anlagen halten dafür eigens Sprenglöcher in den Fundamenten bereit, die das Zerkleinern und den Abtransport deutlich erleichtern. Außerdem werden Trafohäuschen und Schaltanlage abgebaut und die Kabel aus dem Boden entfernt. So kann das Grundstück nach Nutzung des Windparks in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Welche Verpflichtungen für den Rückbau vorgesehen sind, ist in der Regel vor Baubeginn festgehalten. In manchen Bundesländern müssen die Kosten dafür bereits bei Projektbeginn durch eine Bürgschaft abgesichert werden.
Wie umweltschonend Windenergie ist, wird insbesondere im Vergleich zum Braunkohleabbau in Tagebauen deutlich. Dieser verursacht, dass ganze Dörfer umgesiedelt werden, die Landschaft dauerhaft verändert wird und auf lange Zeit unbewohnbar bleibt. Auch nach Rückbau eines Kohlekraftwerks werden Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt. Doch im ausgebeuteten Land treten anschließend nicht selten Gewässerbelastungen, Bergschäden oder der Verlust an biologischer Vielfalt auf.
Windenergieanlagen produzieren nicht nur sauberen Strom, auch für ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung muss Energie aufgebracht werden. Wann aber sind die Energiemengen im Betrieb wieder eingespielt? Die Antwort liegt in der so genannten „energetischen Amortisation“. Moderne Anlagen können sich bereits nach 5 bis maximal 12 Monaten energetisch amortisieren, sprich: Die für Herstellung, Nutzung und Entsorgung verbrauchte Energie ist durch eigene Stromproduktion wieder ausgeglichen. Natürlich hängt die energetische Amortisation stets von der Anlagenleistung und -höhe, sowie vom Standort ab. Aber auch bei immer größerer Leistungssteigerung bleiben die energetischen und finanziellen Rücklaufzeiten von wenigen Monaten überzeugend gering.
Darüber hinaus erzeugt eine Windenergieanlage während ihrer 20-jährigen Laufzeit bis zu 70 Mal so viel Energie, wie für ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung benötigt wird. Rechnet man die Wiederverwertung der Materialien in die Ökobilanz mit ein, erzeugt eine Anlage sogar bis zu 90 Mal mehr Energie. Die Abbildung zeigt beispielhaft, welche Energiemengen für die Herstellung einer Windenergieanlage durchschnittlich aufgewendet werden und wie sie sich auf die einzelnen Komponenten verteilen.
Wie bei jedem anderen Bauprojekt wird beim Bau von Windenergieanlagen im Planungs- und Genehmigungsprozess sichergestellt, dass die Auswirkungen auf Naturschutz, Artenschutz und Landschaftsbild gering bleiben. Zusätzlich tragen Windparkplaner durch so genannte Ausgleichsmaßnahmen dazu bei, dass etwaige Folgeschäden für Natur und Umwelt minimiert oder gar vollständig kompensiert werden, z. B. durch Investitionen in Aufforstung oder das Schaffen von Nahrungshabitaten für Vogelarten. Die Flächen, auf denen Windenergieanlagen stehen, können weiter land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Zudem lassen sich die Anlagen nach Ablauf ihrer Betriebszeit ohne Folgeschäden abbauen und fast vollständig recyceln.
In industriellen Verfahren können Großteile der Anlagen wiederverwertet und etwa im Straßenbau oder in der Zementindustrie eingesetzt werden. Der Bundesverband WindEnergie spricht sich zudem für eine vollständige Entfernung der Fundamente aus. Moderne Anlagen halten dafür eigens Sprenglöcher in den Fundamenten bereit, die das Zerkleinern und den Abtransport deutlich erleichtern. Außerdem werden Trafohäuschen und Schaltanlage abgebaut und die Kabel aus dem Boden entfernt. So kann das Grundstück nach Nutzung des Windparks in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Welche Verpflichtungen für den Rückbau vorgesehen sind, ist in der Regel vor Baubeginn festgehalten. In manchen Bundesländern müssen die Kosten dafür bereits bei Projektbeginn durch eine Bürgschaft abgesichert werden.
Wie umweltschonend Windenergie ist, wird insbesondere im Vergleich zum Braunkohleabbau in Tagebauen deutlich. Dieser verursacht, dass ganze Dörfer umgesiedelt werden, die Landschaft dauerhaft verändert wird und auf lange Zeit unbewohnbar bleibt. Auch nach Rückbau eines Kohlekraftwerks werden Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt. Doch im ausgebeuteten Land treten anschließend nicht selten Gewässerbelastungen, Bergschäden oder der Verlust an biologischer Vielfalt auf.
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65 Prozent Treibhausgasminderung bis 2030 – Ein Szenario des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE)
2 MB | Juni 2021
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