„Anders als beim Braunkohleabbau wird durch Windenergie die Landschaft nicht großflächig über Jahrzehnte vernichtet. Die Branche will eine nachhaltige und umweltschonende Energiewirtschaft und unternimmt deshalb alles, um Kollisionsrisiken bestimmter Tierarten zu minimieren. Dazu gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, die im Einzelfall entsprechend den topografischen Bedingungen am jeweiligen Anlagenstandort und den dort vorkommenden Arten im Genehmigungsverfahren bestimmt werden. Diese reichen von der Anordnung der Anlagen, der Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes, Biotopaufwertungen zur Stärkung von Populationen und Ablenkpflanzungen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen bis hin zu einem Abschaltmanagement zu relevanten Zeiten“, erläuterte Jan Hinrich Glahr, Vizepräsident Bundesverband WindEnergie.
Bisher in Öffentlichkeit und Medien verbreitete Zahlen zu Kollisionen von Vögeln stützten sich immer auf Zufallsfunde und wissenschaftlich nicht nachvollziehbare Hochrechnungen und Schätzungen. Erstmals liegt nun eine wissenschaftlich fundierte Analyse zur Frage der Kollision von Vögeln mit Windkraftanlagen vor.
- Deutlich wurde, dass in weitaus geringerem Maße als bislang angenommen mit einer Verschleppung möglicher Kadaver zu rechnen ist. Weniger als 10 % der Kadaver wurden von nahrungssuchenden Tieren verschleppt. Entsprechend gering ist ein anzusetzender Hochrechnungsfaktor.
- Es wird ersichtlich, dass der größte Teil von Kollisionen auf die häufigen und ungefährdeten Arten der Agrarlandschaft entfällt, die zum Teil sogar bejagt werden. Und es hat sich gezeigt, dass die auf Zufallsfunden aufbauende zentrale Fundopferdatei der Vogelschutzwarte Brandenburg durch einen höheren Anteil auffälliger und damit leicht auffindbarer Arten zu falschen Schlussfolgerungen führt. Im Ergebnis der systematischen Suche der PROGRESS-Studie waren Greifvögel nur mit 11 % der Kollisionsopfer vertreten.
- Gänsen und Kranichen wird ein deutliches Ausweichverhalten um Windparks bescheinigt. Auch die millionenfach, vornehmlich nachts ziehenden Singvögel sind nicht von Kollisionen mit WEA betroffen.
- Nachvollziehbar beschrieben wird die Frage möglicher negativer Auswirkungen auf das Populationsniveau. In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich auf Faktoren wie Habitatsveränderungen, die zu geringerer Nahrungsverfügbarkeit führen sowie Kollisionen im Straßen- und Schienenverkehr hingewiesen.
- Die Studie gibt ausdrücklich Entwarnung für den größten Teil der Vogelarten und arbeitet heraus, dass pauschale Abstandsradien in ihrer Wirksamkeit beschränkt sind, weil die Flugaktivitäten sich unterschiedlich verteilen und sich im Jahresverlauf und über Jahre verändern. Kollisionen sind dem situativen Verhalten der Vögel im Umfeld der WEA geschuldet und korrelieren nicht mit Landschafts- und Anlagenparametern. Vorhandene Prognosemodelle sind nicht geeignet, Kollisionsraten anhand des Flugverhaltens der Vögel vorherzusagen.
- Für den Mäusebussard wird weiterer Untersuchungsbedarf gesehen, um zu erkennen, welche Faktoren hier Bestandsrückgänge verursachen. Bis dahin wird empfohlen, mit der Errichtung von Windkraftanlagen verbundene Ausgleichsmaßnahmen so vorzunehmen, dass der Mäusebussardbestand gestützt wird.
„PROGRESS liefert eine solide Datenbasis, die deutlich macht, dass die Genehmigungspraxis den Anforderungen des Artenschutzes bereits umfassend Rechnung trägt. Für den BWE ist es wichtig, die jeweilige Population zu betrachten und Maßnahmen umzusetzen, die deren Entwicklung unterstützen“, machte Jan Hinrich Glahr deutlich.